Gleich zwei Audioguides und eine Augmented Reality App zum Thema Gleichberechtigung in der Kunst garantieren einen facettenreichen individuellen Rundgang durch die erste gemeinsame Wohnung von Clara und Robert Schumann: ein Guide für Besucher vor Ort sowie Schumann-Fans weltweit über die Webseite (schumannhaus.de/audioguide) abrufbar und ein weiterer für sehbehinderte Menschen. Das Museum ist komplett barrierefrei.
Gleichberechtigung in der Kunst mit AR App hinterfragen
Gibt es Gleichberechtigung in der Kunst? Dieser Frage widmet sich die neue gleichnamige Augmented Reality App des Schumann-Hauses Leipzig. Ausgehend von den Herausforderungen, vor denen Clara und Robert Schumann standen, reflektieren Künstlerinnen und Künstler ihr heutiges Leben zwischen Karriere, Familie und Geschlechterrollen. Museumskuratorin Prof. Dr. Beatrix Borchard interviewte dazu Geigerin Carolin Widmann, Pianistin Lauma Skride, Cellist Peter Bruns, die Singer-Songwriterinnen Laura Liebeskind und Wencke Wollny (Karl die Große) sowie das Künstlerpaar Ellen Stein und Jan Gabbert von den buchstabenschubsern. Ausgestattet mit einem hauseigenen iPad wird der Museumsbesuch in der ersten gemeinsamen Wohnung der frisch verheirateten Schumanns somit um eine virtuelle Ebene erweitert. Außerdem wird die App für Schulen deutschlandweit bereitgestellt und kann flexibel im Unterricht eingesetzt werden
„Experiment einer Künstlerehe“ – Die Leipziger Zeit der Schumanns
Die Dauerausstellung im Schumann-Haus ist als Paarmuseum konzipiert und damit einzigartig in der Musikermuseumslandschaft. Ein frisch getrautes Paar zieht in die Inselstrasse ein. Sie träumen von einer Künstlerehe auf Augenhöhe. Beide haben eine auf die Ergänzung von Fähigkeiten ausgerichtete Partnerwahl getroffen. Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau ist jedoch von der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts nicht vorgesehen. Thematisiert werde u.a. die eheliche Schaffensgemeinschaft mit Wandel der Rollen, die unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der beiden Künstler, der Spagat zwischen Konzertreisen, konzentriertem Arbeiten und familiären Pflichten – wie stellen sich die Schumanns diesen Herausforderungen?
Bei den Schumanns zuhause
Mittels Hörfeatures, klangakustischen Installationen und multimedialen Collagen sowie einiger originaler Objekte, wie beispielsweise dem Abdruck von Clara Schumanns Hand, wird der Besucher eingeladen, in die Leipziger Zeit der Schumanns einzutauchen. Ihre glücklichen ersten vier Ehejahre verbrachten Clara und Robert Schumann in dem von Friedrich August Scheidel 1838 im klassizistischen Stil errichteten Haus in der Inselstraße 18. An Claras 21. Geburtstag bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, der sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. In der Beletage begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz. Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke, beispielsweise den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie op. 38 sowie sein Klavierquintett op. 44, das seine Frau im Gewandhaus uraufführte. 1999 kaufte die Rahn Dittrich Group das Haus und begann mit der Restaurierung nach denkmalpflegerischen Richtlinien. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“ und dem Schumann-Verein Leipzig e.V. entstand eine einzigartige Symbiose aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte.
Foto: Christian Kern