Im Glanz der Vergeblichkeit – Vergnügte Elegien
Man weiß nicht, wer mehr zu bedauern ist, der Jammerlappen oder die, die er naß macht
– während sich zeitgenössischer Deutschpop in der Exaltierung von Emotionen gefällt,
verlegt Sebastian Krämer sich aufs Gegenteil: beispielhafte Contenance als Umzäunung
beispielloser Abgründe. Vergnügte Elegien (ein Genre, das zu diesem Zweck eigens
erfunden werden mußte) führen den Beweis: Schlimmes kann durchaus bekömmlich sein
– je nachdem, wie man es anrichtet.
Die Quellen, aus denen diese etwas anderen Stimmungslieder schöpfen, sind dunkel.
Dramatis personae: eine Puppe im Garten, eine Skulptur von Barlach, die Kinder einer
geläuterten Hexe im Linienbus, Mops und Bienenstich. Was sich in den Augen dieser
Figuren spiegelt wie die Lichter vorbeihuschender Fahrzeuge bei Nacht, erreicht uns nur
als dumpfe Ahnung. Mediale Katastrophen verstauben auf Wiedervorlage; Krämer macht
sich seine Sorgen noch selber. Und wie sich das für Sorgen so gehört, ist er noch nicht
mit ihnen fertig geworden. Unter der Oberfläche beschwingter Melodien und eleganter
Erzählungen schwelen Unheil, Trauer, Verlorenes, Vergebliches. Hobbies: in Kannibalen-
Kochrezepten stöbern und alte Deutschklausuren orchestrieren.
In den Kommentaren gibt sich Krämer kapriziös, in den Liedern lieblich bis derb. Sein
musikalisches Vokabular reicht von Swing bis Wiener Schule. Und je burlesker die
Fassade, desto filigraner die Botschaft. Das ist Klagen auf hohem Niveau.
Sebastian Krämer | Chansonnier
Karten: 15/10 EUR (erm.) zzgl. VVK-Gebühr
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